Der Leipziger Ratskeller und seine Geschichte

Leipziger Ratskeller: Gewandhaussaal
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Der Leipziger Ratskeller gehört zu Leipzigs ältesten Restaurants und genießt einen sehr guten Ruf.

Ein kleines Geheimnis – im Ratskeller existieren geheime Tunnel und Treppen, gedacht um schnell und ohne öffentliches Aufsehen Gäste des Rathauses in den Ratskeller bringen zu können.

Der Leipziger Ratskeller ist auch ein erfolgreicher Ausbildungsbetrieb für Köche, Servicepersonal und Bierbrauer.

Obwohl sich der Leipziger Ratskeller im Keller des Neuen Rathauses – fertig gestellt 1905 – befindet, beginnt seine Geschichte im Jahr Die 1563.
Leipziger Einwohner und Messebesucher beschwerten sich regelmäßig über gepanschte Weine und halsabschneiderische Wirte. Die weltbekannte Messestadt Leipzig konnte sich solch eine Negativwerbung nicht leisten. Also nahm die Stadt Leipzig die Sache selber in die Hand – und eröffnete im Haus zur „Goldenen Schlange“ (Barthels Hof) eine eigene städtische Weinstube mit guten Weinen und bezahlbaren Preisen.

Wie es aber nun oft ist – die alteingesessenen Platzhirsche (Weinhändler und Wirte Leipzig) glaubten an ein Gewohnheitsrecht. Weil bisher der Weinhandel ihre Domäne war und die Stadt Leipzig nie selber einen Weinstube unterhielt, sollte diese „Gewohnheit“ nicht gebrochen werden dürfen. Mit diesem Argument klagten die Weinhändler beim damaligen Kurfürsten Sachsens. Würde die Stadt Leipzig tatsächlich reine und gute Weine zu bezahlbaren Preisen verkaufen, wären die fetten Zeiten der betrügerischen Weinhändler zu ende.

Die Stadt Leipzig schilderte ihre Sicht der Dinge, so auch die Wichtigkeit der Messestadt Leipzig für die Einnahmen des Kurfürstentums. Ein schlechter Ruf Leipzigs wäre der Messe und letztendlich den Abgaben an den Kurfürsten nicht dienlich.
Kurz und Gut: Die klagenden Weinhändler erhielten eine Abfuhr. Am Ende versprachen die Weinhändler und Schenken Besserung und die Stadt Leipzig stellte den Weinverkauf in der städtischen Weinstube ein.

Jahre später gab es wieder Problemen mit den Leipziger Weinhändlern. Doch diesmal gab die Stadt Leipzig nicht nach. Im Jahr 1573 wurde erneut eine Ratsweinstube eröffnet.

Doch mit „guten“ Preisen für Gäste allein kann man nicht am Markt bestehen. Als Leipzig in den Jahrhunderten wuchs, wuchs auch die Zahl der Mitbewerber. Im Jahr 1811 war Schluss mit der Leipziger Ratsweinstube.

Kein Pächter war mehr bereit am alten Standort im Haus der „Goldenen Schlange“ eine Weinschenke zu unterhalten. Das ehemalige Vorzeigehaus – der erste Renaissancebau in Leipzig – war nicht mehr der Mittelpunkt der Leipziger Messe.

Wer jetzt glaubt, das war das Ende der Idee eines Leipziger Ratsweinkellers, der irrt.

Leipzig erlebte Ende des 19. Jahrhundert einen enormen Aufschwung – in Wirtschaft, Kultur, Politik. In den Jahren 1867 bis 1900 stieg die Bevölkerungszahl von 90.824 auf 456.124 Personen – eine Entwicklung von 500 % in nur 33 Jahren.

Das Alte Rathaus am Markt konnte allein nicht mehr eine Stadt wie Leipzig verwalten, ein neues Rathaus musste her.

Im Jahr 1890 beschloss die Stadt den Bau eines neuen Ratshauses. Die alten Pleißenburg sollte das notwendige Areal zur Verfügung stellen. Für 4,2 Millionen Goldmark erwarb die Stadt Leipzig im Jahr 1895 vom sächsischen König die Pleißenburg.

Die Planung von 1896 für das Neue Rathaus sah ausdrücklich einen „Ratskeller mit allen zum Betriebe eines Wein- und Bierschanks nötigen Wirtschafts- und Nebenräumen“ vor.


Ab 1897 wurde die Pleißenburg – bis auf den Turm und die Kellergewölbe – „geschliffen“, abgerissen.

Es war der Leipziger Stadtbaudirektor und Architekt Hugo Licht, der die Ausschreibung 1896 des Auftrages gewann. Sein Monumentalbau verschlang bis 1905 rund neun Millionen Mark. Das neue Rathaus in Leipzig ist Deutschlands größtes Rathaus und das Fünftgrößte auf der ganzen Welt.

Die Grundsteinlegung erfolgte am 19. September 1899.

Reibungslos ging das Vorhaben „Leipziger Ratskeller“ nicht über die Bühne. Als wäre es eine üble Tradition, errichteten die Leipziger Weinhändler mal wieder Barrikaden, protestierten und klagten.
Letztendlich – scheiterten sie (in der Stadtverordnetensitzung vom 22.10.1902) mal wieder, zu Recht.

Der 1. Oktober 1904 kennzeichnete den Neustart des Leipziger Ratskellers – 1 Jahr vor Fertigstellung des Neuen Rathauses (1905) ging der Leipziger Ratskeller an den Start.